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Spendenaktion: Corona stellt Katharinenhöhe in Schönwald vor Herausforderungen

Der neue Bus der Reha-Einrichtung – finanziert mit Spendengeldern unserer Leser. Stephan Maier: "Wir sind sehr glücklich und dankbar über diese Spendenaktion. Es ist eine große Wertschätzung unserer Arbeit und zeigt große Anteilnahme für kleine und große Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen."

Die Corona-Pandemie stellt auch die familienorientierte Krebsnachsorgeklinik Katharinenhöhe in Schönwald vor ungeahnte Herausforderungen.

Schönwald - Die Organisation ist umfangreicher, die Kontakte sind zurückhaltender, und es dürfen weit weniger Familien gleichzeitig an einer Reha teilnehmen.

Im Laufe des Tages reisen sie an. Voller Neugierde und Freude, denn vier Wochen Wiederaufleben liegen vor ihnen. Die 30 Familien haben schwere Zeiten bewältigt, oft genug den Spagat zwischen Krankenhaus und Küche, zwischen schwerstkrankem und (vermeintlich) gesundem Geschwisterkind auf sich genommen. Sie gehen aufeinander zu, verstehen einander, und schon bei der Begrüßungs-Veranstaltung am ersten Abend werden Freundschaften geschlossen. Das war vor Corona. Jetzt ist alles anders, vorsichtiger, zurückhaltender, manchmal sogar ängstlich. Und es sind keine 30 Familien mehr, sondern 20.

Die Katharinenhöhe in Schönwald hat ihre Lockerheit verloren – zum Schutze ihrer Gäste, die zu einer absoluten Risikogruppe gehören. In Zeiten von Corona reisen die Familien an und werden sofort in ihre Apartments gebracht. Der Arzt kommt, nimmt Abstriche, und dann beginnt das Warten. Spannung liegt in der Luft, bis die Entwarnung kommt – alle negativ. Stephan Maier, der psychosoziale Leiter der Katharinenhöhe, seine Mitarbeiter und alle Gäste atmen auf. Erst am zweiten Abend gibt es eine Begrüßungsrunde – mit Abstand, mit Maske, mit strengsten Hygieneregeln. Erst jetzt können die Termine für die Untersuchungen, die Therapien, die psychologischen Gespräche festgelegt werden.

Die Gruppen sind kleiner, es ist alles schwieriger, doch das Engagement der Mitarbeiter ist dafür umso größer. "Unsere Therapien finden in vollem Umfang statt", erläutert Maier, "und doch geht etwas verloren, was man nicht ganz aufholen kann." Es fehle die Nähe, die Maske lasse den Gesichtsausdruck nur erahnen. "Das macht es manchmal schwer für uns alle." Trotzdem sei die Stimmung gut, und nach zwei Wochen entstehe eine gewisse Vertrautheit.

Freiwilliger Verzicht ist bei den Mitarbeitern angesagt. Seit Monaten verkneifen sie sich Auslandsurlaube und Vereinstreffen, und sie schränken ihre sozialen Kontakte ein. "Jeder von uns macht das gerne, um unseren Gästen diese Auszeit, diese intensiven Therapien mit dem kleinstmöglichen Risiko zu ermöglichen."

Große Dankbarkeit

Ein wahrer Segen ist der neue Bus, den Leser des Schwarzwälder Boten finanziert haben. Maier: "Wir sind froh und glücklich und können gerade in dieser schwierigen Zeit die unterschiedlichsten Aktivitäten viel besser organisieren." Nach vier Wochen Reha ist der Abschlussabend auch ein anderer geworden: Singen auf der Bühne ist nur hinter Glas erlaubt. Früher wurde wild bis in die Puppen getanzt, heute ist um 24 Uhr Schluss. Trotzdem ist die Dankbarkeit der leidgeprüften Familien unendlich groß. "Bei vielen Krankheitsbildern kann man nicht warten, insbesondere bei Knochentumoren muss eine intensive Physiotherapie sofort erfolgen, und das kann nur eine gezielte Rehabilitation leisten", sagt Stephan Maier. Fragt man nach der finanziellen Situation der Einrichtung, wirkt er nicht so glücklich. Allein 11 000 Euro kosten die Tests zu Beginn der Reha, hinzu kommen Masken, Desinfektionsmittel, und und und. Und: Natürlich fehlen die Einnahmen. "Gerechnet wird am 31. Dezember", sagt Maier. Doch das Leser-Spendenkonto ist unberührt geblieben – das große Ziel soll näher rücken. Die dritte Leser-Spendenaktion kann den Startschuss für den Neubau einer Physiotherapie bedeuten – notwendiger denn je.

Stephan Maier blickt positiv in die Zukunft – gemeinsam mit seinen gut ausgebildeten, und langjährigen Mitarbeitern will man auch diese Hürde bezwingen.

Spenden der Aktion 2018:

391.226,88 Euro. Spenden der Aktion 2019: 525.730,56 Euro. 87.499,58 Euro wurden für medizinische Geräte und für einen VW-Bus (50.515,09 Euro) verwendet. Seit vergangenem Jahr wird für eine neue Physiotherapie gesammelt. Das Konto weist dafür 778.942,77 Euro auf.

Der Plan:

Vertrauen in den eigenen Körper finden, gehen, Treppen steigen, Selbstbewusstsein tanken und Erfolgserlebnisse vermitteln, dies sind oft die wichtigsten Ziele der Reha. Kernstück ist die Physiotherapie – und ausgerechnet hieran mangelt es auf der Katharinenhöhe. Zu wenige Behandlungszimmer, zu kleiner Trainingsraum, und die Gangschule ist tatsächlich nur auf den Gängen möglich. Es reicht einfach nicht mehr. Ein Anbau ist das große Ziel, das Stephan Maier mutig angeht. Der neue Anbau wird funktionell und auf die Bedürfnisse der Patienten ausgerichtet sein, ansprechend und freundlich, doch so kostengünstig wie möglich erbaut.

Grußwort: Gerade jetzt!

Von Hans-Peter Schreijäg

Die Katharinenhöhe kann sich auf uns und unsere Leserinnen und Leser verlassen. Versprochen! Denn da bin ich mir ganz sicher: Die Spendenaktion von Schwarzwälder Bote und Lahrer Zeitung steht der Nachsorgeklinik im Schwarzwald auch und gerade jetzt zur Seite. Nicht allein mit guten Worten, sondern erst recht mit großzügiger Spendenbereitschaft in schwieriger Zeit. Schon klar: In diesen Wochen und Monaten, in diesem ganzen Corona-Jahr ist vieles, sehr vieles anders gekommen, als wir uns das vorgestellt haben. Umso wertvoller kann es sein, wenn manche Dinge eben doch Bestand haben, nicht verloren gehen, sich gerade in der Krise bewähren. Zum Beispiel Hilfsbereitschaft, Mitmenschlichkeit und Freundschaften. Schön also, dass Santa Isabel, Europa-Park und Wild Wings wieder mit von der Partie sind. Worauf warten wir? Los geht’s!

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