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DFB-Junior-Manager: Bereit fürs Ehrenamt

Luca Czeke: "Je länger das Projekt geht, desto begeisterter bin ich davon."

Am Gymnasium Romäusring in Villingen läuft seit etwa eineinhalb Monaten das Pilotprojekt DFB-Junior-Manager. Mit Hilfe der Ausbildung werden die Teilnehmer, größtenteils Schüler, auf ehrenamtliche Aufgaben im Verein vorbereitet. Dass das Ganze statt einer Präsenzveranstaltung während einer Projektwoche nun als reines Online-Projekt durchgeführt wird, hält die Teilnehmer nicht davon ab, spannende Projekte auf die Beine zu stellen.

Luca Czeke, studiert Mathe und Sport auf Lehramt in Konstanz, und hat zusammen mit seinem Teampartner einen Online-Spendenlauf organisiert.

Czeke: Ich habe vor 5 Jahren am Gymnasium Romäusring schon die Ausbildung zum DFB-Junior-Coach gemacht und bin direkt danach an der Seite des Leiters der Ausbildung, Tobias Hummler, bei meinem Heimatverein FC Pfaffenweiler als Bambini-Trainer eingestiegen. Mittlerweile bin ich als Co-Trainer der U 19 und als Trainer der U 14 beim FC Radolfzell tätig. Als ich während meiner Semesterferien, die ich wieder in Villingen verbracht habe, von dem Projekt hörte, habe ich direkt zugesagt.

Zu Beginn der Ausbildung haben wir dann reflektiert, was in unseren Vereinen gut und was vielleicht nicht so gut läuft. Beim FC Radolfzell stehen wir immer wieder vor der Problematik, dass uns für einen Verein dieser Größenordnung verhältnismäßig geringe finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. So kam ich auf die Idee des Online-Spendenlaufes, womit wir den FC Radolfzell finanziell unterstützen können. Wir wollten aber auch einen erheblichen Anteil an eine Einrichtung außerhalb des Vereins spenden. Und als wir auf die Kinder der Familienrehabilitationsklinik Katharinenhöhe gestoßen sind, die jeden Tag hart trainieren und kämpfen, um wieder in ein normales Leben zurückzukehren, war uns klar: Das passt zu uns.

"Ich habe vor allem gelernt, wie aufwendig es sein kann, einen Verein gut zu führen"

Gerade in dieser krisenbedingten Zeit wird uns gesunden Menschen bewusst, wie wertvoll ein "normales" Leben ohne Einschränkungen ist. Mit einem Video haben wir dann für den Lauf und das Spenden geworben. Nun stecken wir mitten in der Auswertung des Projekts und wissen aber schon, dass wir 1300 Euro erlaufen haben, wobei etwa 1000 Euro an die Katharinenhöhe im Schwarzwald gehen werden. Insgesamt kann ich sagen: Je länger das Projekt geht, desto begeisterter bin ich davon. Vor allem im Bereich Kinderfußball kann strukturell in vielen Vereinen noch so viel zum Positiven verändert werden. Und hier werden junge motivierte Kräfte ausgebildet, die sich diesen Themen widmen können.

Zudem bin ich wirklich begeistert, wie es das Ausbilderteam geschafft hat die Ausbildung so schnell und so gut in eine Online-Ausbildung umzuwandeln. In Zukunft will ich die durch das Projekt gewonnene Anerkennung und das gewonnene Know-how mitnehmen, um zukünftig im Verein auch bei strukturellen Entscheidungen mitzuwirken. Oder konkret ausgedrückt: Ein Ziel beim FC Radolfzell wäre vielleicht wieder eine 2. Herrenmannshaft ins Leben zu rufen, oder auch dem Frauenfußball eine größere Bedeutung zuzuschreiben.

Aurelia Schlicht, geht in die 9. Klasse, und plant zusammen mit ihrer Projektpartnerin regelmäßige Konditionsübungen für die F-Jugend des FC Pfaffenweiler.

Schlicht: Um meinen Verein, den FV Marbach , in Zukunft besser bei der Vereinsarbeit unterstützen zu können, habe ich mich für die Ausbildung zum DFB-Junior-Manager entschieden. Meine Projektpartnerin und ich hatten zu Beginn des Jahres auch schon die Ausbildung zum DFB-Junior-Coach gemacht und fanden es deshalb eine gute Idee, das Neugelernte gleich in der Jugendarbeit in die Praxis umzusetzen.

Wir haben uns für eine Kooperation zwischen unserer Schule und dem FC Pfaffenweiler entschieden. Unterstützt werden wir dabei von Tobias Hummler, der uns hilft entsprechende Kontakte herzustellen. Zukünftig treffen wir uns einmal pro Woche für eine Stunde mit der F-Jugend des Vereins, je nach Wetter und Corona-Bedingungen vermutlich in der Turnhalle unserer Schule oder auf dem Sportplatz. In dieser Stunde wollen wir vor allem mit den Kindern ihre konditionellen Fähigkeiten fördern und ausbauen. Ab und zu wollen wir mit den Kleinen auch in die Boulderhalle unserer Schule zum Klettern oder einfach nur verschiedene Spiele spielen, die den Teamgeist stärken.

Ziel ist es vor allem, dass die Kinder erkennen, wie wichtig ein beziehungsweise vor allem ihr Team ist. Aufgrund der aktuellen Situation können wir derzeit noch nicht mit der praktischen Umsetzung unseres Projekts loslegen, wir planen aber spätestens gegen Ende des Jahres damit zu starten. Alles in allem finde ich, dass sich die Ausbildung für jeden lohnt, der seinen Verein unterstützen will und ein Interesse an Vereinsarbeit mitbringt. Ich habe vor allem gelernt, wie aufwendig es sein kann, einen Verein gut zu führen und welch ein Aufwand hinter den Kulissen notwendig ist, damit alles reibungslos funktioniert.

Auch Tobias Barth, Masterplankoordinator beim Südbadischen Fußballverband und für das Thema Schulfußball zuständig, ist zufrieden mit der bisherigen Umsetzung des Projekts. Neben dem Abteilungsleiter der Schule, Tobias Hummler, der sich um die Zusammenarbeit der Schüler mit den Vereinen und dem Verband kümmert, ist Barth ebenso intensiv in die Organisation und Planung der Ausbildung eingebunden.

Barth: Als die Idee des DFB aufkam, über den DFB-Junior-Coach hinaus etwas anzubieten, waren wir sofort Feuer und Flamme. Zumal die Arbeit mit den Jugendlichen sehr viel Spaß macht und nicht jeder ins "Trainergeschäft" möchte, sondern viele auch im Planen und Organisieren ihr Glück finden. Zwar macht man gerade im Ehrenamt immer wieder die Erfahrung, dass ein direkter Austausch unheimlich zielführend und sinnvoll ist, da aber momentan kein Präsenzunterricht stattfinden kann, haben wir uns in Absprache mit den Schülern auf eine Online-Veranstaltung geeinigt.

Und die Arbeit mit den Jugendlichen im Online-Bereich läuft momentan sehr zufriedenstellend. Neben Webinaren gibt es auch Wochenaufgaben, die mit Hilfe von Videos oder Informationen gelöst werden müssen, und die die Teilnehmenden auf das Herzstück der Ausbildung, eine Projektarbeit vorbereiten, die momentan zum Teil schon umgesetzt wird. Es macht wahnsinnig viel Spaß zu sehen, was für tolle Ideen - Mädchennachmittag, Turnierorganisation, Spendenlauf, offener Sportplatz, etc. - die Schülerinnen und Schüler haben und ich hoffe sehr darauf, dass wir bis zum Abschluss des Projekts eine Präsenzveranstaltung einbauen können.

Weiter glaube ich, dass das Projekt ein unheimliches Potenzial birgt, da die Jugendlichen mit sehr viel Eifer und Akribie dabei sind und bereits mehrfach erwähnt haben, wie viel Freude ihnen das ehrenamtliche Engagement macht. Wer weiß, vielleicht ist ja die/der nächste Oliver Bierhoff dabei – es würde uns freuen.

Autor/-in: Jana Schmidt

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