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"Ich krieg sie alle zum Lachen"

Edwin Bug ist seit 27 Jahren Clown in der Katharinenhöhe.

Schönwald - 27 Jahre sind eine lange Zeit. 27 Jahre, in denen man oft genug durchgerüttelt wird. In denen verarbeitet werden muss, was manchmal kaum zu ertragen ist. Aber auch 27 Jahre, die dem Lachen, der Freude und der Lust am Leben gewidmet wurden.

Edwin lacht. Er ist auf dem Weg zum Club. Mit Brille auf der Nase und Buch in der Hand. Alle warten schon auf ihn – Schwerstkranke wie Gesunde, große wie kleine Menschen, denn wenn Edwin kommt, dann wird es lustig. Es ist ein ganz besonderer Humor, der aus dem Herzen kommt, denn Edwin erfüllt eine Mission, hat ein Ziel, das er sich selbst gesetzt hat. Es heißt "Lebenslust". Denn "Lebenslust ist das Gegenstück zum Sterben. Lust am Leben ist immer wieder verbunden mit Spaß am Leben, und erst der Tod ist das Ende. "Doch bis dahin gibt es immer noch einen Weg." Edwins Philosophie und seine Sichtweise berühren. Was ist das für ein Mensch, der das Lachen auf seine Fahne geschrieben hat?

Edwin Bug ist 65 Jahre alt. Ausgebildet an der Münchner Schauspielschule, spielte er an verschiedenen städtischen Bühnen und Staatstheatern die unterschiedlichsten Rollen. Von klassisch bis modern, von tragisch bis humorvoll – 13 Jahre lang. Edwin war gut ausgebucht, arbeitete nebenbei noch beim Hörfunk des WDR in Köln. Ein Seminar am Münchner Theater, das er für junge Menschen gab, brachte ihn zum Nachdenken. Denn ein Teilnehmer war Erzieher auf der Katharinenhöhe und Edwin wurde wieder bewusst, dass sein Berufswunsch nicht Schauspieler war, sondern eigentlich wollte er mit Kindern arbeiten. "Wäre ich nicht an der Schauspielschule in München sofort angenommen worden, hätte ich Sozialpädagogik studiert", erzählt Edwin. "Komm doch mal zu mir auf die Katharinenhöhe", sagte besagter junger Mann und keiner ahnte, was dieser Satz bewirken sollte, denn Edwin kam zum Schnuppern – im Jahr 1992 für drei Tage – und ist bis heute nicht mehr gegangen.

Lebensfreude

"Stephan Maier war damals noch nicht lange Geschäftsführer und psychosozialer Leiter der Katharinenhöhe und hat mich eingestellt, obwohl ich keine Ausbildung hatte", berichtet Edwin. Bald arbeitete er in allen Gruppen, betreute und begleitete die Kleinsten genauso wie die jungen Erwachsenen und absolvierte berufsbegleitend eine Ausbildung zum Spielpädagogen an der Akademie in Remscheid. "Stephan Maier hat darauf gedrängt, und das war auch richtig so." Etliche Fortbildungen folgten, doch Edwins Schwerpunkt ist nach wie vor das Theater. Und darstellendes Spiel ist seine Stärke.

Edwins Lebensziel: "Den Kindern das verlorene Lachen wiederzugeben. Denn Lachen ist Lebensfreude."

Edwin schafft das bis heute – Tag für Tag. Doch manchmal ist es schwer, denn zu seinen 27 Berufsjahren gehören auch Erlebnisse, die er nie vergessen wird. Denn auch Kinder in der Endphase ihres Lebens verlangen nach ihm, empfinden Freude, können über seine Geschichten lachen, auch wenn man dieses Lachen nur noch erahnen kann, strecken ihre dünnen Ärmchen nach ihm aus, wenn sie es überhaupt noch können. Und Edwin ist für sie da, solange es nur geht, fröhlich und guter Dinge – auch wenn ihm zum Heulen zumute ist.

In seiner Wohnung hängt ein Bild – er nennt es das "Kindertotenschiff". Darauf sind sie alle abgebildet – alle Kinder, die sterben mussten, für die es keine Heilung gab.

Keine Frage: Engagierte Ärzte, Physiotherapie , die richtigen Medikamente, Untersuchungen mit modernsten Geräten, kompetente Betreuung, gutes Essen, Sport und schöne Apartments sind ein wichtiger Bestandteil für eine Rehabilitation. Doch einfach Freude zu schenken, zu Lachen, die Sorgen, die Behinderung, die Schmerzen vergessen, den Moment genießen, nicht an das Morgen denken, Rauskommen aus der Dunkelheit und Hinein in das Licht sind genauso wichtig.

"Ich krieg sie alle zum Lachen", sagt Edwin – und das stimmt.

Copyright: Schwarzwälder Bote

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