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Ein „verrückter“ Mann mit Herzblut

Für Monika und Bernd Bick aus Deißlingen ist das Ehrenamt Leidenschaft.

„Ich bin ein Vereinsmensch mit Leib und Seele“, sagt Bernd Bick. Er ist Organisator des Country-Open-Airs und der Teddybären-Tour. Damit hat er alle Hände voll zu tun.

Das Licht der Welt hat Bernd Bick am 27. Oktober 1948 in Schömberg bei Balingen erblickt. Bereits als Jugendlicher entdeckte er seine besondere Freude am Ehrenamt. Sein beruflicher Werdegang hatte damit allerdings nichts zu tun, sein Engagement übte er stets in seiner Freizeit aus.

Der 71-Jährige hat seine Ausbildung als technischer Fernmelder bei der Bundespost absolviert und blieb für weitere zwei Jahre im Betrieb. Danach arbeitete er als Monteur und war später für 25 Jahre im Außendienst tätig. Mit 63 Jahren ging er aus gesundheitlichen Gründen in Rente, aber in keinem Fall ist es Bick jetzt langweilig, ganz im Gegenteil. „Während ich gearbeitet habe, hatte ich natürlich deutlich mehr zu tun als heute: Beruf, Familie und Ehrenamt“, erläutert der Deißlinger. Heute sei es hauptsächlich das Ehrenamt.

Seine Frau Monika, 72 Jahre alt, und sein Sohn Achim, 44 Jahre alt, teilen seine Leidenschaft. „Ich war knapp 36 Jahre ehrenamtliche Kunstradfahr-Trainerin“, erzählt Monika Bick.

Ehefrau, Sohn und Freunde, die von Freiburg bis Reutlingen anreisen, unterstützen Bernd Bick bei seinen zwei bisher größten ehrenamtlichen Projekten: das Country-Open-Air und die Teddybären-Tour.

Das Konzert findet zusammen mit der Country-Band Schwarzpulver jährlich im Bärengarten in Deißlingen statt, erstmals 2006. Bernd Bick war Schriftführer bei einem Förderverein, der sich 2009 auflöste, da das Ausschankgebäude im Bärengarten gebaut wurde und damit die Aufgabe des Vereins erfüllt war. „Da kam Schwarzpulver auf mich zu und wollte, dass ich das künftig organisiere“, berichtet der Deißlinger. Er hatte aber eine Bedingung: „Der gesamte Reinerlös wird an Kinder gespendet.“

Und dieses Versprechen hat Bernd Bick stets gehalten: 2009, 2010 und von 2012 bis 2019 kamen insgesamt 27 843,07 Euro für einen guten Zweck zusammen; 2006 bis 2008 spendeten die Freunde des Bärengarten und 2011 die Narrenzunft Deißlingen.

„Das Schönste am Spenden ist, zu sehen, wenn das Geld auch ankommt“, meint Bick. Beispielsweise habe man das Geld für ein lebensgroßes Pferd auf dem Parkplatz „Rößle“ verwendet, einem Kind aus Oberndorf geholfen oder an den Kinderhospizverein in Villingen-Schwenningen gespendet.

Seit 2015 geht der Erlös des Konzerts an die Rehabilitationsklinik Katharinenhöhe für krebs- und herzkranke Kinder mit ihren Familien und für junge Menschen in Furtwangen. Insgesamt 13 551,24 Euro.

Bernd Bick erinnert sich noch genau an die erste Fahrt durch das „Wäldchen“ zur Nachsorgeklinik. „Willst du das überhaupt sehen, habe ich mich gefragt“, schildert Bernd Bick. Aber er habe genau das Gegenteil von dem erlebt, was er befürchtet hatte. „Es war beeindruckend“, meint der Deißlinger. Das große Gebäude mit dem Außenbereich sei faszinierend: „Im Hochseilgarten kann auch ein Rollstuhlfahrer hochgezogen werden.“ In der Klinik selbst sei der Umgang miteinander sehr lobenswert. Da war es um ihn geschehen: „Mich hat der Katharinenvirus erwischt“, sagt Bernd Bick und lacht. „Wer einmal die Atmosphäre dort erlebt hat, weiß, was ich meine. Wer nicht, sollte es dringend noch tun.“

Für Bernd Bick sei es jämmerlich, dass eine solche Einrichtung überhaupt auf Spenden angewiesen sei. „Wir sind zwar ein kleiner Fisch, aber jeder Euro zählt“, sagt er. Die Leiter der Einrichtung seien auch jedes Jahr beim Country-Open-Air vor Ort dabei. „Es ist schön, wenn das Geld nicht einfach nur genommen wird, sondern sich die Menschen auch interessieren.“

Das zweite Projekt des 71-jährigen Deißlingers ist die Teddybären-Tour, benannt nach dem Schlager „Ruf Teddybär eins vier“ von Jonny Hill. „Die Idee kam mir im Zusammenhang mit dem Country-Festival und der Katharinenhöhe“, erklärt Bernd Bick. „Ich habe meine Idee der Band Schwarzpulver und den Leitern der Klinik vorgeschlagen. Sie kam direkt an.“ Den Kindern und Jugendlichen von der Katharinenhöhe wird seit 2018 eine Fahrt in einem speziellen Lastwagen ermöglicht. „Vom Milchwagen bis zu den großen Showtrucks vom Nürburgring ist alles dabei“, erzählt der Rentner. Die Truckergruppe Buschbamber sei an der Teddybären-Tour mitbeteiligt.

Für Familie Bick ist die Aktion sehr emotional. Die Kinder und Jugendlichen dürfen aus einem Lostopf eine Nummer ziehen, welche zu einem Lastwagen gehört. Dort wartet der Fahrer auf seinen zugeteilten Beifahrer, mit dem er eine Strecke von 35 Kilometern in etwa 45 Minuten fährt. „Auf der Strecke applaudieren, winken und jubeln die Menschen den Fahrern und Kindern zu“, sagt Bernd Bick.

Organisatorisch sei das ganze natürlich Aufwand. „Die Trucker haben mir die Türen eingerannt“, erzählt Bernd Bick. „Es waren mehr als 200 Bewerber, und wir haben 70 Fahrern zugesagt. Mehr ist einfach nicht möglich.“ Sein Lob gilt besonders den Truckern, denn sie haben in diesem Jahr 1591 Euro an die Katharinenhöhe gespendet und tragen die Kosten wie Sprit und Maut selbst.

„Ich habe genug zu tun, aber Arbeit kann auch Spaß machen“, schwärmt Bernd Bick. „Wenn ich dann sehe, wie begeistert die Kinder später aus den Lastwagen aussteigen, Eltern und Geschwister sich freuen und sich bei mir bedanken, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe.“Jetzt macht der Deißlinger erst mal Winterpause. Er ist nebenbei noch im Radverein Gößlingen aktiv, beispielsweise als Kampfrichter. „Verrückt bin ich, mir wird eben schnell langweilig, aber wenn man keine Träume mehr hat, rentiert sich ja das Leben nicht.“

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