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Erst der Burnout bringt ihn auf Kurs: Jetzt läuft ein Triberger bis ans Ende der Welt

Sven Hardt will zu Fuß 8280 Kilometer zurücklegen. Mit der Aktion sammelt er Geld für die Rehaklinik Katharinenhöhe in Schönwald. Er erzählt, was ihn antreibt.

Für viele Menschen bedeutet das Nordkap das Ziel einer Reise in den hohen Norden. Für Sven Hardt ist das Nordkap dagegen der Startpunkt für eine ungewöhnliche Langzeittour. Der Triberger läuft von dort aus 8280 Kilometer bis ans Ende der Welt. Das jedenfalls ist sein Plan.

Sven Hardt ist ein durchtrainierter Mann. Umso erstaunlicher ist sein Geständnis. „Ich hatte früher mit Laufen nichts am Hut.“ Ein persönliches, gesundheitliches Ereignis brachte ihn dazu, sein arbeitsintensives und stressiges Berufsleben neu zu denken: 2006 hatte Sven Hardt einen Burnout.

So weit bringt ihn seine Sucht

Er setzte auf Entschleunigung und entdeckte das Wandern für sich. Seither läuft er. „Ich wandere rund 2000 Kilometer im Jahr, es ist wie eine Sucht.“

D2019 ging Hardt den Jakobsweg. Die Erlebnisse und Begegnungen mit den Menschen, die er auf dem Weg nach Santiago de Compostela machen durfte, veränderten ihn so nachhaltig, dass er den Weg im gleichen Jahr noch einmal ging. Seitdem ist er ein Pilger mit Leib und Seele.

Andere Menschen möchte er mit seinen Berufen davor bewahren, ebenfalls in einen Burnout zu verfallen. Hardt ist Heilpraktiker, Entspannungs-Pädagoge und macht Burnout-Prävention. 2019 begann er ein Fernstudium als Psychotherapeut, das er 2023 abschließen will. Zudem machte er einen Kursleiterlehrgang für Shinrin Yoku, was die japanische Bezeichnung für Waldbaden ist.

Deshalb läuft er für die Katharinenhöhe

Als der gebürtige Pfälzer 2016 vom Bodensee in den Schwarzwald zog, lebte er zunächst in Schönwald. Dort hat er mitbekommen, welche wertvolle Arbeit die Katharinenhöhe im Bereich der familienorientierten Rehabilitation und Therapie für körperliche wie psychische Krankheitsfolgen leistet.

„Das finde ich einfach toll und so etwas muss man unterstützen“, begründet er seine Motivation, dort sein Waldbaden ehrenamtlich anzubieten und mit seinem bevorstehenden Lauf Geld für diese Einrichtung zu sammeln.

Das sind die Herausforderungen

Derzeit bereitet sich Sven Hardt für seinen Lauf vor. Die von ihm gewählte Route vom Nordkap führt einmal quer durch Europa bis ans Ende der Welt – so lautet jedenfalls die wörtliche Übersetzung des Namens Finisterre, wie ein Kap in Galizien heißt, 90 Kilometer hinter Santiago de Compostela.

Diese Strecke ist nicht ganz zufällig ausgewählt. „Am Nordkap hab ich meine Ruhe. Es gibt dort keine Zivilisation, ich muss jeden Tag neu lernen, mit den Umständen zurechtzukommen und mich mit mir selbst beschäftigen“, erläutert Sven Hardt neben der physischen auch die psychische Herausforderung.

Als Ende der Welt wird das Kap Finisterre im Nordwesten Spaniens bezeichnet, weil seinerzeit die Römer glaubten, dass diese Landzunge das Ende der westlichen Welt bedeutet. Finanzieren will Hardt sein Projekt mit Förderern und Sponsoren. Der gute Zweck für die Katharinenhöhe kommt zustande, wenn Laufpaten jeden gewanderten Kilometer mit zehn Euro unterstützen. Weitere Infos über Sven Hardt und sein Vorhaben gibt es auf seiner Internetseite: www.charity-hiker.com.

„Ich muss mich mit der Geografie auseinander setzen. Wo kann ich übernachten, wo bekomme ich etwas zu essen, was ist, wenn ich in der Wildnis auf einen Bären treffe.“ Auch die präzise Routenplanung ist wichtig.

Die Energieversorgung muss stimmen

Schon jetzt beginnt Hardt zudem, seine Ernährung umzustellen und versucht, sich mit wenig Nahrung so viel wie möglich Energie zuzuführen. Wie das geht? „Mit spezieller, gefriergetrockneter Wandernahrung, Gemüse mit Reis und Nudeln, Thunfisch und Hülsenfrüchten. Das sind viel Eiweiß und Kohlehydrate“, sagt der 52-Jährige.

Ansonsten vertraut er auf das Motto des Jakobswegs. „Der Weg gibt Dir, was Du brauchst, wann Du es brauchst. Aber nicht, was Du möchtest.“

Die Route führt ihn in Norwegen, Finnland, Schweden und Dänemark auf Wegen abseits der Zivilisation.

So geerdet läuft Sven Hardt dann ab Flensburg auf dem E1-Fernwanderweg einmal quer durch Deutschland bis Basel. Von dort geht es weiter durch Frankreich nach Spanien, bis er das als Ende der Welt bezeichnete Kap Finisterre erreicht.

So lange wird er unterwegs sein

Für sein Vorhaben hat Sven Hardt einen Zeitrahmen von zehn Monaten eingeplant. „Im Prinzip rechne ich mit 1000 Kilometern innerhalb von 30 Tagen. Aber in Norwegen ist viel unwegsames Gelände, da werden die Etappen kürzer ausfallen.“

Starten will Sven Hardt im Juli 2024. Wenn er seine Etappenziele einhalten kann, will er an Weihnachten und Silvester 2024 in Triberg sein. Schon jetzt hätten sich einige Pilgerfreunde gemeldet, die ihn ein Stück seines 8280 Kilometer langen Wegs begleiten möchten.

Copyright: Südkurier

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