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Geschwister Julien und Fiona sind an Krebs erkrankt

Die Geschwister Julien und Fiona sind an Krebs erkrankt. Bereits zum zweiten Mal sind die beiden nun auf der Katharinenhöhe.

Schönwald - Es ist ein Satz, den man kaum schreiben kann: Beide Kinder von Isabell Kalmus sind an Krebs erkrankt, und aufgrund eines Gendefekts wird die Familie die Krankheit wohl nie hinter sich lassen können.

Das Schicksal von Fiona, 13 Jahre, Julien, 16, und ihrer Mutter ist schwer in Worte zu fassen – nicht nur für Außenstehende. "Anfangs fiel es auch den Jugendlichen schwer, bei uns über ihre Krankheit, über ihre Gefühle zu sprechen", erzählt die Psychologin auf der Katharinenhöhe. Durch die geschützte Umgebung des Clubs, einem besonderen Angebot der Reha-Einrichtung in Schönwald, hätten sich die zwei Geschwister allmählich geöffnet und sich das eine oder andere von der Seele geredet. "In der Gruppe geht das oft leichter als im Zweiergespräch."

Bei Fiona wird im Sommer 2018 ein Tumor im Becken entdeckt – die erste Krebsdiagnose für die Familie aus Essen. Es folgen Chemotherapie und OP. Und noch etwas stellen die Ärzte am Klinikum Essen bei dem kleinen Mädchen fest: Sie hat einen Gendefekt, der medizinisch weitgehend unbekannt ist. Dadurch wird es immer wieder zu Tumorbildungen kommen. Ein weiterer Schicksalsschlag für die Familie.

Abstand tut gut

Während sich die Jüngste noch von den Strapazen der Therapie erholt, kommt ihr großer Bruder mit einer Beule am Kopf vom Schwimmunterricht nach Hause. "Zunächst haben wir uns gar nichts dabei gedacht, so etwas gibt es ja immer wieder mal", erinnert sich Isabell Kalmus. Doch beim Kontrolltermin sagt der Kinderarzt das Unfassbare: "Ihr Sohn hat eine sehr seltene, krebsähnliche Erkrankung – Langerhans-Zell-Histiozytose."

Nun beginnt Juliens Kampf gegen die Krankheit. Nach all den körperlichen und seelischen Leiden erholt sich das Trio im März 2021 zum ersten Mal auf der Katharinenhöhe. "Auf der Katharinenhöhe ist immer jemand da, mit dem man reden kann", erzählt die Mutter, die als Schulsekretärin bei der Stadt Essen tätig ist. "Das tut einfach nur gut, auch wenn einige Angebote aufgrund von Corona nicht möglich waren." Allen gelingt es, Abstand zur Krankheit zu bekommen.

Seelisch gefestigt und körperlich auf einem guten Weg tauchen sie zu Hause wieder vorsichtig in ihren Alltag ein. Julien hat seinen Abschluss an der Realschule vor sich, Fiona besucht die Sekundarschule, trifft sich wieder mit ihren Freundinnen.

Doch die vermeintliche Ruhe ist keine: Im Mai klagt die Schülerin immer wieder über Schwindel. Besonders nach dem Schwimmunterricht, denn wie auch für ihren Bruder ist dieser Sport die große Leidenschaft. Als die Beschwerden im Sommer einfach nicht besser werden wollen, soll ein MRT Klarheit verschaffen. Und die schlimmsten Befürchtungen werden Realität: "Beim Blick des Arztes wusste ich sofort, dass Fiona einen neuen Tumor hatte." Der Kampf beginnt erneut. Es folgen wieder Chemo und wieder OP – noch mehr Angst, noch mehr Verzweiflung, wieder ein Weihnachtsfest voller Sorgen.

Gleichaltrige treffen

Ein Lichtblick: Im Sommer darf die Familie zum zweiten Mal zur Reha auf die Katharinenhöhe. Und wieder stellt sich das Gut-Aufgehoben-sein-Gefühl ein. Isabell Kalmus: "Hier muss man sich nicht erklären. Das verbindende Element ist das gegenseitige Verständnis."

Schnell findet die Familie wieder Anschluss, Freundschaften entstehen – so wie bereits beim ersten Aufenthalt, obwohl "jede Reha anders ist". Fiona und Julien lieben es, in den "Club zu gehen". Dort sind die Jugendlichen unter sich, tun das, was in diesem Alter selbstverständlich sein sollte: chillen, faulenzen, Gleichaltrige kennenlernen. In dem fast achtwöchigen Aufenthalt wird Fiona zusehends fitter. Und ihre Schmerzen im Rücken sind "viel, viel besser", erzählt das tapfere Mädchen.

Die Geschwister haben auf der Katha gelernt, ihren Körpern wieder zu vertrauen. Sie lernen, mit der Angst umzugehen, dass die Krankheit jederzeit wieder zurückkommen kann. "Und manchmal streiten wir uns, so wie früher", meint der 16-Jährige mit einem Lächeln. Und die beiden haben Pläne für ihre Zukunft: Julien will nach dem Abitur Jura studieren und Richter werden, "so wie meine Tante". Und Fiona? "Ich möchte Erzieherin werden."

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