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Spendenaktion 2020: Der fremde Körper wurde wieder meiner

Auch das Karlruher Gesangstalent Mickela Löffel ist in Schönwald wieder zu Kräften gekommen

Schönwald - "Ich heiße Mickela Löffel, bin 25 Jahre alt und lebe in Karlsruhe. Am 13. Dezember stehe ich wieder auf der Bühne und singe in "The Voice of Germany" einer TV-Castingshow für Gesangstalente. Das ist etwas ganz Besonderes, und ich freue mich sehr darauf. Aufgeregt bin ich eigentlich nicht - nur unendlich dankbar und glücklich, denn das ist meine zweite Chance. Vor eineinhalb Jahren war ich schon einmal so weit - wenig später hatte ich den Tod vor Augen.

Es begann schleichend, das ist mir erst heute bewusst. Im Januar 2019 waren es Kreislaufprobleme, die ich schnell wieder vergaß, denn beim Casting im Februar für "The Voice" schaffte ich die erste Runde - super. Dann kam der Husten, mein Körper spielte nicht mehr mit. Ich war antriebslos, wurde immer schwächer und der Husten immer stärker. Antibiotika schlugen nicht an. "Warum bin ich nur so faul?", dachte ich immer, und das machte mich auch noch psychisch völlig fertig. Am 29. Mai war die Bandprobe. Ich kam kaum die Treppen hoch, doch singen ging halbwegs. "Dir fehlt die Luft beim Singen und Du hustest ziemlich stark", sagte ein Vocal-Coach vor Ort. "Lass das mal abklären."

Ich dachte an Asthma und ging am 31. Mai zum Lungenarzt - und landete noch am gleichen Tag im Krankenhaus. Die Diagnose: Lymphdrüsenkrebs. Und doch war ich nicht schockiert, sondern sogar ein bisschen erleichtert. Endlich eine Erklärung - ich war weder faul, noch hatte ich Depressionen!

56 Chemo-Zyklen

Ich musste sofort Cortison schlucken, ein Port wurde eingesetzt und die Chemo begann. Dass der Tumor schon auf die Blutzufuhr zum Gehirn drückte und was alles sonst noch war, wollte ich gar nicht so genau wissen. Bis Oktober hatte ich 56 Zyklen geschafft und war froh. Mir ging es die ganze Zeit gut und eigentlich wäre das Thema jetzt durch gewesen. War es nicht - und jetzt wurde es richtig heftig. Da sei noch Tumorgewebe da, sagten die Ärzte. Meine eigenen Stammzellen wurden entnommen, behandelt und später wieder zugeführt. Wahnsinn! Und die zwei Zyklen-Chemos, die ich in dieser Zeit erhielt, waren der Hammer. Hochdosiert, komplett stationär und Nebenwirkungen ohne Ende. Doch meine Werte wurden immer besser. Am 31. Dezember 2019 bin ich nach Hause gegangen. Das war mein Ziel gewesen, doch ich war fix und fertig.

Am 29. Februar 2020 begann meine Reha in der Katharinenhöhe. Für mich die einzige Option, denn nicht nur meine Ärztin hatte diese Einrichtung empfohlen, sondern auch ein paar Leute, die ich mittlerweile kennengelernt hatte, pochten förmlich darauf.

Hoffnung und Angst

Es war Winter. Tiefer Schnee, klare Luft - draußen Kälte, doch innen so viel Wärme, Zuwendung und Verständnis, die mich wie eine Hülle umgaben. Wir waren zwölf in meiner Gruppe. Alle jung und wieder nicht. Geschwächt von Krankheit und Therapie fühlten wir uns uralt. Selbst das Aufstehen war unendlich mühsam, der eigene Körper so fremd, die Gedanken und Gefühle zwischen Zuversicht, Angst, Trauer, manchmal Wut. Es war nichts, aber auch nichts mehr in Ordnung.

Als Erstes lernte ich, dass ich normal bin. Dass es viele gibt, die noch nicht fit sind, dass es nicht schlimm ist und dass das Leben schön ist. Die Gruppengespräche, dazu noch ein ausgesprochen musikalischer Psychologe, der Werkraum, in dem ich viele Stunden verbrachte - ich merkte, dass mein Kopf frei wurde, ich konnte wieder lachen. Freundschaften entstanden und ich schrieb einen eigenen Song. Und was mir wirklich im Vorfeld Sorgen bereitet hatte, war das Highlight schlechthin - das Essen. Jede Mahlzeit war ein Genuss - einfach mega!

Viel Geduld

Und dieser fremde Körper wurde wieder meiner. Intensive Physiotherapie bewirkte Wunder. Besonders suspekt war mir der Hochseilgarten. Mir wurde schon übel, wenn ich nur hochsah. Denn zu Beginn der Reha konnte ich kaum laufen, von Springen oder Klettern ganz zu schweigen. Zugegeben, es brauchte einige Zeit, Übung und viel Geduld der Therapeuten, doch dann klappte die ganze Geschichte - unc das gleich zweimal! Es war ein unglaubliches Gefühl, dort oben zu stehen, ich hatte wieder Vertrauen zu meinem Körper.

Die Krankheit hat mich verändert - das sagen meine Freunde, das sagt meine Familie, die mich liebevoll umsorgt und eine große Stütze ist. Wenn man den Tod vor Augen hat, verändert sich die Welt. Auch die Reha in der Katharinenhöhe hat mich verändert, und das nicht nur äußerlich. Natürlich hat man das Erlebte immer ein wenig im Hinterkopf, besonders vor den Routineuntersuchungen, doch voller Zuversicht schaue ich nach vorn.

Nächstes Jahr gehe ich wieder zur Reha in die Katharinenhöhe. Die Krankheit hat Spuren hinterlassen, es sind noch nicht alle Wunden verheilt.

Das Leben hat mir eine zweite Chance gegeben. Und die Menschen, die hinter "The Voice of Germany" stehen auch. Das ist super und ich werde sie nutzten. Danke an all die Menschen, die mir geholfen haben und immer noch zur Seite stehen. Danke liebes Katha-Team - ich freue mich auf ein Wiedersehen!

Copyright: Schwarzwälder Bote

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